Sonntag, 11. September 2011

Gandschijen

Endlich hat Obed seine dreiwöchige Kletterpause überstanden. Für einen sanften Einstieg zurück ins Business entscheiden wir uns für eine Mehrseillängenroute. Wir erklären "Dr Börtlergrind" in der Südwand des Gandschijen zu unserem Ziel. Überhängende Kletterei verspricht uns das Internet. Wiedermal ein Beweis, dass man sich besser nicht nur auf Infos aus dem World Wide Web stützen sollte...

In Gwüest verlassen wir das überfüllte Postauto, das übrigens leider nicht zum GA-Bereich gehört. Obed schlägt ein seriöses Tempo an, so dass Michi schnell keuchend und schweissüberströmt zurückfällt. Immer dieser Stress, dafür sind wir nach gut vierzig Minuten am Einstieg. Es sind schon einige Kletterer hier und noch mehr beim Zustieg. Nach einigen Abklärungen ist klar, welches unsere Route ist. Allzu überhängend sieht sie auf den ersten Blick nicht aus...



Die erste Seillänge ist relativ kurz und verglichen mit den folgenden auch einfacher. Die zweite Seillänge ist anspruchsvoll und stellt mit einer fiesen Einzelstelle kurz vor dem Stand, wenigstens für unsere Verhältnisse, grosse Anforderungen an die Fusstechnik. In dieser Route sucht man keine No-Hand Rests, die gibt es zuhauf. Grössere Freude herrscht, wenn einer der seltenen No-Foot Rests gefunden wird und man sich gemütlich mit den Händen an einer gütigen Leiste halten kann. Die sehr schöne dritte Seillänge (Bild oben) ist anhaltend schwierig, dafür hat es keine so harte Einzelstelle. Mit schmerzenden Füssen schauen wir ab und zu wehmütig und ein bisschen neidisch in den klassischen Südpfeiler hinüber, der eindeutig die grösseren Griffe zu bieten scheint. Diese Route wird heute fleissig begangen, wie auch die anderen Klassiker im rechten Wandteil. In der "Dr Börtlergrind" dagegen sind wir alleine. Die vierte Seillänge ist einfacher, aber auch nicht zu unterschätzen. Nun stehen wir unter der Schlüsselseillänge, die ziemlich listig und noch viel plattiger als die vorherigen Klettermeter aussieht.



Die Sonne brennt und die Füsse jammern, plötzlich rutschen Hände und Finken miteinander und die Onsight-Ambitionen sind zerstört. Michi rettet sich an den Zwischenstand, wo sich die Füsse nochmals ein wenig erholen können. Irgendwie bringt er sich auch zum nächsten Stand hinauf und ist froh, endlich dieser Plattenhölle entflohen zu sein. Infolge der fortgeschrittenen Zeit verzichten wir auf die Ausstiegsseillänge des Südpfeilers und seilen zügig wieder ab.

"Dr Börtlergrind" ist eine sehr schöne Route in bestem Fels und ziemlich genau unser Antistil. Aus dem gemütlichen Klettertag ist wiedermal nicht viel geworden, trotzdem hat es sich gelohnt. Die Route ist sehr gut abgesichert, Friends und Keile sind nicht nötig. Vorsicht ist bei einigen sehr grossen Schuppen angebracht, die sich manchmal von Hand bewegen lassen. Abgeseilt wird am besten über den Südpfeiler, der mit Muniringen ausgerüstet ist. "Dr Börtlergrind" ist ein gutes Training für die Fusstechnik, überhängende Kletterei sucht man aber vergeblich...

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